Die fünf Euro Debatte geht weiter

Veröffentlicht auf von Dirk Würtz

Mario Scheuermann hat in seinem drinktank  zwei mails zum Thema veröffentlicht. Das eine ist vom Weinhändler Gerd Rindchen, der dieser Tage eine große Probe zu diesem Thema veranstaltet hat. Das andere ist von Dagmar Ehrlicher, einer bekannten Weinautorin. Letzeres erlaube ich mir einmal hier einzustellen und zwischendrin zu kommentieren:

Dagmar Ehrlich: Qualität braucht eine Lobby

Hendrik Thoma hat Recht! Nein, hat er nicht! Endverbraucherpreise unter 5 € können keine Qualität bieten. Natürlich können sie das. Es sei denn, der Winzer verdient nichts daran. Normal kalkulierte Weine von 2,95 bis 4,95 können nur Monster sein und bieten keinen Genuss. Das sehe ich völlig anders. Natürlich muss man unterscheiden zwischen den Weinen die man für dieses Geld ab Hof kauft und denjenigen im Fachhandel. Qualität braucht eine Lobby, denn Qualität ist zu einem Gummibegriff degeneriert. Sie dehnbar geworden für Jene im Weinsektor, die sich maschinell-technologischer Kunstgriffe bedienen, einen Wein am Reißbrett abbilden bevor sie ihn aus Einzelteilen zusammensetzen. Das Qualität eine Lobby braucht predige ich seit Jahren. Dennoch haben alle anderen Weine auch Ihre Daseinsberechtigung. Und wenn sie günstig sind, heißt das noch lange nicht, dass sie am Reißbrett entstanden sind!

Vielen mögen solche Weine schmecken. Sie laben sich auch an mit künstlichen Aromen versetzten Joghurt von Müller-Milch z.b., streichen sich grässliche Margarine auf wabbelige Billigbrötchen, schlürfen dazu aus faulen Früchten bereitete, mit Kohle geschönte Fruchtsäfte oder beißen freudig in Würste aus Gammelfleisch auf den Jahrmärkten. Diese Argumentation ist eingebildet und elitär. Man muss sich derartige Dinge auch leisten können. und das kann nun einmal nicht jeder. Den meisten Menschen ist heutzutage echter, authentischer Geschmack abhanden gekommen. Noch schlimmer, sie haben zu schmecken verlernt.Witzig übrigens, dass Gerd für den Medienbrunch das Poletto auswählte? Fragen wir doch mal die Gourmetköchin, ob sie ihre Speisen unter 5 € pro Gang anbieten kann? Müsste doch auch gehen. Bei ihren kochkünstlerischen Fähigkeiten schmecken die sodann gebotenen Speisen sicherlich nicht nur gut - sondern "hoch anständig". Ein hoch anständiges Produkt -ob Wein oder Essen - entsteht aus hochwertigen Zutaten, möglichst aus ökologischem, noch besser biodynamischen Anbau. Denn Qualität hat seinen Preis. Das ist doch hinlänglich bekannt.

Veröffentlicht in Wein

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H
ach<br /> das wär schön, <br /> gar nicht auf den preis zu schauen,<br /> ein glas leckeren rotwein trinken,<br /> youtube schauen:<br /> <br /> "money it's a crime<br /> share it fairely but don't take a slice of my pie.<br /> money, so they say<br /> is the root of all evil today.<br /> but if you ask for a rise - it's no surprise that they're<br /> giving none away"<br /> pink floyd "pulse" live<br /> (das rockt!)<br /> <br /> und dann der schock!<br /> ich hab einen wein unter 5 erwischt <br /> und er schmeckte richtig gut!<br /> superqualität!<br /> <br /> (wenn mir dann schlecht wird, dann steh ich auf der anderen geldseite .... ehrlich!)<br /> prost
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B
Na, dann würde es sich vielleicht einmal lohnen, erst den Wein zu trinken und dann aufs Preisschild zu schauen. Das könnte durchaus zu dem einen oder anderen Aha-Erlebnis führen.
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H
ach <br /> und übrigens fänd ich es eigentlich ehrlicher,<br /> wenn die überschrift über den artikel lauten<br /> würde: "geld braucht eine lobby"<br /> <br /> dann wär alles klar<br /> (aber so ehrlich sind die wenigsten ...)<br /> prost
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H
ach, das geld ist wie eine wasserscheide in den köpfen der menschen ....<br /> vor der grenze ... hinter der grenze<br /> in diesem fall ist die 5 zur grenze geworden.<br /> und an dieser front, da hör ich sie singen:<br /> <br /> "money it's a gas<br /> grab that cash with both hands and make a slash<br /> new car, caviar, four star daydream<br /> think I buy me a football team."<br /> pink floyd<br /> <br /> ist die grenze einmal im kopf gezogen und ich schaue von der anderen seite auf die niedrige zahl, dann ist es egal, ob der wein unter 5 wirklich gut ist oder nicht. er ist halt unter 5 und damit gehört er nicht zu uns ...(...ehrlich ....)<br /> prost (mit einem leckeren wein - dessen preis ich frau ehrlich nur mit über 5 angeben würde ... ehrlich .... innerlich mich kaputtlachend)<br /> prost
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B
Es macht mich gelinde gesagt aggressiv, wenn mir jemand vorschreibt, was mir schmecken darf und was nicht. Diese wilde Diskussion darum, ob ein Wein unter fünf Euro (= zehn gefühlte DM!!!) gut sein kann oder nicht führt doch nur dazu, dass derjenige Ottonormalverbraucher, der sich gerne ein paar Fläschchen kaufen würde, aber schlichtweg nicht in der Lage ist, dafür 30 Euro pro Flasche auszugeben, sich überhaupt nicht mehr traut, noch 'was zu kaufen. Das kann ja wohl nicht gewollt sein?!? Was haben wir denn von Leuten, die gerne Wein trinken würden, zum Probieren kommen und sich dann erst einmal hilfesuchend und verschreckt nach dem vermeintlichen Kenner umschauen, um herauszukriegen, ob ihnen der Wein, den sie gerade probiert haben, schmecken darf oder nicht? Ich mag selbstbewusste Esser und Trinker, die über Schlaumeiereien zu dem, was schmecken darf und was nicht, stehen. Jedem darf alles schmecken, aber es muss nicht jedem alles schmecken. Und wenn hier einer die Nase rümpft, weil mir heute der Sinn und die Lust danach stehen, auf dem Weihnachtsmarkt 'ne Currywurst mit Pommes zu essen, das Ganze mit einem Glühwein zu begießen und mir danach die Schnute mit Zuckerwate zu verkleben, dann werde ich ihn nicht davon abhalten, mich dies ungestört tun zu lassen und sich zum Austernschlürfen abzusetzen. Guten Appetit!
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